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Das Konzept: Herz – Kopf – Hand

 

Erleben – Denken – Machen: Der Untertitel unserer Schrift ist ihr Programm, der Weg von der sinnlichen Erfahrung zum gedanklichen Erkennen und zum eigenen Umsetzen. Diese Begegnungsweisen Emotion, Reflexion, Praxis sind anschaulich gebündelt in der Formel von Herz, Kopf und Hand. Ihre Idee geht zurück auf den Schweizer Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827). Pestalozzi hat die drei Kategorien in seinen Schriften mit unterschiedlichen Worten zu fassen gesucht. Er spricht von den „vielseitigen Anlagen des Herzens, des Geistes und des Körpers“, von „Herz, Geist und Hand“, aber auch von den „Anlagen des menschlichen Herzens, des menschlichen Geistes und der menschlichen Kunst“. Die drei Grundkräfte ließen sich auch als Welt der Sinne, des Intellekts und des Tätigseins benennen, und mit Adjektiven umschreiben: Sinne = affektiv, emotional, gefühlsmäßig; Intellekt = kognitiv, intellektuell, verstandesmäßig; Tätigsein = motorisch, praktisch, handelnd.

In Pestalozzis Begriff „Herz“ scheint dagegen noch jene tiefgründigere Bedeutung hineinzuspielen, wie sie in biblischen Texten lebendig ist. Wenn es dort heißt „überlegten im Herzen“, „erwog in ihrem Herzen“, oder „von ganzem Herzen suchen“, ist „Herz“ weit mehr als bloß Gefühlsmäßiges, das später der Vernunft gegenübergestellt wurde. Das Herz als Lebenszentrum beherbergt zugleich Verstand, Einsicht, Klugheit, Urteilsvermögen. Gleichwelche Vokabeln eingesetzt werden: Immer geht es um ein Zusammenspiel der Kräfte. Es geht um ein Prinzip der Ganzheitlichkeit, das den ganzen Menschen anspricht.

Aber warum überhaupt „Analyse“? Schlicht gesagt: weil sie viel bringt. Analysen versuchen ein Musikwerk in seiner Art und Wirkung zu verstehen, statt es einfach hinzunehmen. Im geglückten Fall verfeinern ihre Einsichten das Erleben von Musik. Analysen berühren Fragen von Kunst, Kunstschaffen, Ästhetik, und sie entheben musikalische Begegnungen dem Bereich des bloßen Fühlens, das wertvoll ist, aber unvollständig. Sie befriedigen spezifische Interessen von Musikern: Interpreten finden Wegweiser für ihr Spiel, Historiker geschichtliche Spuren, Komponisten die Machart, Pädagogen … Und nicht zuletzt weisen sie dem schulischen Musikunterricht vielfältigste Wege zu einem eigenen kreativen Tun.

 

Dresden und Hameln im April 2024

Clemens Kühn & Matthias Rheinländer

 

Musikalische Analyse im Gymnasium - Anhang (PDF)

Artikelnummer: 978-3-937628-28-8
2,00 €Preis
inkl. MwSt.
  • Für die  "Musikalische Analyse im Gymnasium" sind folgende eBooks erhältlich ...

     

    Der Lehrerband (Clemens Kühn) breitet das gedanklich-musikalische Panorama aus. Alle Beispiele sind – wenn möglich – mit einem Link ausgestattet, der direkt zu einer YouTube-Datei führt; der Link ist durch die Unterstreichung im Text gekennzeichnet. Das Schülerheft (Matthias Rheinländer) bereitet alles so für die schulische Praxis auf, dass sich eine Art analytischer Lehrgang ergibt. Natürlich bleibt im Lehrerband ein Überschuss: Alles im Schülerband umzusetzen, würde dessen Rahmen sprengen. Aber was beim Lehrer „zu viel“ ist, ist Teil seiner fachlichen Souveränität und belässt ihm eine größere Auswahl.

     

    Der Adressat ist die 9. bis 13. Klasse.

     

    Vorausgesetzt werden Grundkenntnisse der Notenschrift und der Allgemeinen Musiklehre; sie sollten in den Klassen 7 und 8 erarbeitet worden sein. Die Fülle dessen, wovon hier die Rede ist, kann in keinem Unterricht behandelt werden: Unsere Schrift versteht sich als ein reiches Angebot, aus dem die Lehrkraft nach eigenem Ermessen schöpfen kann. Alles will der schulischen Praxis dienen. Der Text verzichtet darum weitgehend auf theoretische Grundierungen und lückenlose Beschreibungen. Die Lehrkräfte sollen direkt Anregungen an die Hand bekommen; und aus knappen Beschreibungen, die sie nicht gängeln, können sie selbst am besten das für ihre Bedingungen Angemessene gestalten.

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