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Resonanz –
Hartmut Rosas Soziologie der Weltbeziehung als Anregung für den Musikunterricht

 

Liebe Leserinnen und Leser,

 

die Resonanztheorie des Soziologen Hartmut Rosa findet in vielen verschiedenen Disziplinen ein beachtliches Interesse. Für die Beschäftigung mit dem feindlichen Paar „Resonanz als Weltbeziehung“ gegen Weltentfremdung bringt eine Fülle von zustimmender und kritischer Literatur hervor. So stieß auch mein Vorschlag, zu dieser Theorie ein Themenheft zusammenzustellen, auf rege Zustimmung. Was sonst seltener vorkommt:  Es meldeten sich auch über meine Anfragen und Einladungen hinaus Kolleginnen und Kollegen mit Anfragen, ob für das geplante Heft noch Beiträge gesucht würden.
So ist der thematische Teil dieser Ausgabe auch länger geworden als erwartet. Interessant war und ist für mich, dass so etwas wie ein stillschweigender Diskurs entstanden ist – zwischen Zustimmung und Kritik, zwischen mehr Nähe zu wissenschaftlicher Auseinandersetzung und praktisch-konkreter Anwendung, zwischen trockener Soziologie und einer Art Lebensromantik, zwischen Resonanz als Begriff und als Metapher. Vielleicht gelingt es, dem Unterricht im Fach Musik ein wenig mehr Lebendigkeit zu verleihen, sowohl gegenüber der vielfach betriebenen (aufbauenden) Musiktheorie/Musiklehre als auch gegenüber dem gelegentlich allzu handwerklich oder drauflosspielend beschränkten Musizieren. Wie man es auch bewerten will: Zu den bildenden Aufgaben der Beschäftigung mit Musik gehört auch – über diese Beschäftigung  hinaus und als ihr Anreger – danach zu fragen, was und wie die Musik (welcher Art und welchen Umgangs mit ihr auch immer) individuell-persönliche Beziehungen zu einem lebendigen Leben in der Welt  anzubieten vermag.
Das Kennenlernen der Resonanztheorie von Hartmut Rosa wird selbst lebendiger, wenn man sich einen seiner Vorträge anhört, die in „You Tube“ verfügbar sind. Mein Eindruck war eine Mischung von fastpubertärem Eifer und äußerst ausgeprägtem Sprachreichtum. Es gilt jedoch, den Umgang mit den verwendeten Begriffen genau zu bedenken, um zu prüfen, ob und wie die Argumentation das Unterrichten bereichert und wie es sich in die Disziplin der Musikpädagogik einfügt. Für beides gibt es in der vorliegenden Ausgabe der DMP Anregungen. Der thematische Teil dieser Ausgabe enthält sowohl wissenschaftliche Würdigung und Diskussion als auch praktische Proben aufs Exempel. Dass dies möglich ist, zeigt die  mehrfach verschiedene Verwendung des Resonanzbegriffs, mehr im Sinne des persönlich-eigenen Antwortens auf etwas (z. B. auf eine Musik) oder mehr im Sinne eines Ins-Schwingen-Geratens durch oder für etwas. Beides soll – nach Rosas Theorie – dazu beitragen, dass die Welt und die Menschen lebendig werden.

 

Christoph Richter

DMP 81: Resonanz – Hartmut Rosas Soziologie der Weltbeziehung als ...

Artikelnummer: DMP-Heft-81
13,40 €Preis
inkl. MwSt. |
  • Das Wort zum ersten Quartal

    • Christoph Richter
      Beziehung zur Musik
      Das Wort zum ersten Quartal

    Resonanz – Hartmut Rosas Soziologie der Weltbeziehung als Anregung für den Musikunterricht

    • Irena Müller-Brozovic
      Resonanzaffine Musikvermittlung
    • Philipp Schäffler
      Im Sog der Resonanz
      Zu einem neuen Begriff in Musikwissenschaft, -ästhetik, -soziologie und -pädagogik
    • Jürgen Oberschmidt
      „Den Resonanzdraht in Schwingung versetzen“
      Eine Auseinandersetzung mit Hartmut Rosas „Soziologie der Weltbeziehung“ in musikpädagogischer Absicht“
    • Franz Comploi & Sarah Schrott
      Begegnungen von Welt und Selbst – Begegnungen von Musikpädagogik und Soziologie
      Soziologische Perspektiven auf die didaktische Interpretation von Musik
    • Christine Löbbert & Annette Ziegenmeyer
      Gestaltung resonanter Räume im Musikunterricht unter dem Aspekt sozialer Gerechtigkeit
    • Sarah Schrott & Nora-Elisabeth Peters
      Kommt zur Sache!
      Eine resonanzpädagogische Perspektive auf Selbst-Weltbeziehungeninklusiv-intendierten Musikunterrichts
    • Christoph Richter
      In welchem Sinne sollte auch in der Musikschularbeit und in der musikbezogenen Laienbildung von Kunst die Rede sein?

    Freie Beiträge

    • Philipp Reisner
      Neue musikwissenschaftliche Biographik im fächerübergreifenden Unterricht der Sekundarstufen
    • Diemut Köhler-Massinger & Kleopatra Koulianou & Wolfgang Mastnak
      Das absolute Gehör
      Glückstreffer oder Stolperstein für Musikpädagogen? Eine empirische Studie zu einer konfliktträchtigen Diskussion
    • Marc Mönig
      Musikunterricht zwischen Anstrengung und Leichtigkeit
      Gedanken zur „Vermittlung von Musik“ aus konstruktivistischer Perspektive
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