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Liebe Leserinnen und Leser,

 

mit der Nummer 69 unserer Zeitschrift beginnt der 17. Jahrgang der zunächst im Lugert-Verlag gegründeten und später vom Hildegard-Junker-Verlag übernommenen Vierteljahresschrift „Diskussion Musikpädagogik“. Wir – die Herausgeber, der Schriftleiter und alle ehrenamtlich-hilfreichen Beteiligten – sind zugegebenerweise stolz auf unser Durchhaltevermögen, auf die Zustimmung und Ermunterung des „kleinen Häufleins“ der Abonnenten, Leserinnen und Leser, nicht zuletzt auch auf die ehrgeizigen und schwierigen Versuche, Wissenschaftliches für möglichst alle in Musikberufen arbeitenden Kolleginnen und Kollegen lesbar zu gestalten.
An dieser Aufgabe beteiligen sich sehr viele Autorinnen und Autoren. Der Beginn des neuen Jahrgangs ist eine gute Gelegenheit, ihnen allen Dank zu sagen. Seit einiger Zeit arbeiten wir mit der Hilfe von Heftbetreuerinnen und -betreuern. Als Schriftleiter kann ich diese Hilfe nur äußerst dankbar quittieren. Verwunderlich und erfreulich ist die Tatsache, dass zwei Musikpädagogen in (sehr) gesetztem Alter sich um die Verbindung von Wissenschaft und Anwendung bemühen. Ohne Zustimmung und Hilfe wäre das nicht möglich, und auch nicht ohne den unermüdlichen Einsatz der Verlegerin-Familie.
Das Thema der vorliegenden Ausgabe von „Diskussion Musikpädagogik“ basiert auf einem Kolloquium, welches vor etwa einem Jahr an der Hochschule für Musik in Würzburg stattfand. Es beschäftigte sich mit Aspekten der Genderforschung im Bereich des Musizierens, des Musiklernens und der Musiklehre. Die Auswahl der hier veröffentlichten Texte besorgte Dr. Barbara Busch, Professorin für elementare Musikerziehung an ebendieser Hochschule. Für die Zusammenstellung und Betreuung der Textauswahl und für ihren Mut machenden Einsatz sei Frau Busch ausdrücklich gedankt.
Wer heute als Konzertbesucher in die kleinere oder größere Runde der Musizierenden blickt, wer in der Opernpause im Orchestergraben nachschaut, wer eigentlich unsichtbar das Geschehen begleitet und grundiert, wer das Vorlesungsverzeichnis einer Musikhochschule oder eines Konversatoriums studiert oder das Kollegium einer Musikschule, wer sich für Kammermusik der mehr klassischen oder mehr populären Art interessiert – wird feststellen können, dass in diesen Berufen und Tätigkeiten so etwas wie Gleichberechtigung der Geschlechter besteht. Gelegentlich sitzen mehr Frauen als Männer in den Streichgruppen, und man sieht und hört auch in den Bläserformationen – selbst bei den Blechbläsern und den Schlagzeugern – Damen musizieren. Gerade die zuletzt genannten Instrumente waren über Jahrhunderte eine Domäne des Militärs, also soldatischer Männer. Und den Geige spielenden Musiklehrer an Schulen haben in ihrer Anzahl die Frauen längst überholt, wie die Zusammensetzung der Musiklehrerstudierenden deutlich beweist.
Es liegt nahe, die erfolgreiche Gleichberechtigungsentwicklung gerade bei den Musikberufen zu studieren. Mit Interesse kann man heute das Beispiel des steinig-maskulinen Weges der Wiener Philharmoniker betrachten.
Wie aber diese erfreuliche Entwicklung sich in langen Zeiten mühsam und vielfach auch gegen unfaire Widerstände durchsetzte, ist einen spannenden historischen Roman wert, erst recht aber der wissenschaftlichen Betrachtung. Um sie ging es in dem erwähnten Kolloquium an der Würzburger Musikhochschule. In ihm, davon berichten die hier abgedruckten Texte, wurde vor allem die Geschichte der Schwierigkeiten und Erfolge des Musizierens von Frauen – allein und vor allem auch in Ensembles – im Musikleben erörtert. Bekannt sind die Rollen und Tätigkeiten musizierender Frauen in Mythen, Märchen und an den frühen Höfen und später – als Lehrerinnen und höhere Töchter – im bürgerlichen Leben. Weniger bekannt aber ist die Entwicklung in eigenständigen Ensembles und in vielfältigen Musikberufen. Die hier aufgenommenen Berichte sind nicht nur lesenswert, sondern sie geben auch weithin unbekannte Blicke frei auf die Geschichte des allgemeinen Musiklebens als Teil des Kulturlebens in ihren vielfältigen Erscheinungen.

 

Christoph Richter

DMP 69: Partizipation am Musikleben – aus Genderperspektive

Artikelnummer: DMP-Heft-69
13,40 €Preis
inkl. MwSt. |
  • Das Wort zum ersten Quartal

    • Christoph Richter
      Musikunterricht im digitalen Zeitalter?
      Das Wort zum ersten Quartal

    Partizipation am Musikleben – aus Genderperspektive

    • Barbara Busch & Christoph Henzel & Thomas Münch
      Vorwort
      Partizipation am Musikleben – aus Genderperspektive
    • Melanie Unseld
      Biographien: Heute noch? Heute wieder?
      Von gängigen Pfaden und gegenwärtigem Schreiben
    • Christoph Henzel & Thomas Münch
      Das Konservatorium in Würzburg
      Studieren und Unterrichten aus Genderperspektive 1875 bis 1967
    • Josef Focht
      Stabübergabe
      Die zivile Blasmusik wird weiblich
    • Armin Griebel
      Musikantinnen?
      Frauen in der tradierten Musikpraxis auf dem Land im 20. Jahrhundert
    • Barbara Busch
      Aus den Briefen Johanna Kinkels lernen ...
      Johanna Kinkel: Acht Briefe an eine Freundin über Clavier-Unterricht, Stuttgart, Tübingen: Cotta’scher Verlag 1852

    Freie Beiträge

    • Diemut Anna Köhler-Massinger
      Wenn Musik literarische Inhalte transportiert
      Zur Bedeutung einer Intensitätssteigerung der Wahrnehmung literarischer Aussagemotive in der Kinder- und Jugendliteratur durch musikalische Metaphorik
    • Viviane Beineke
      Komponieren mit Kindern in einer deutschen Schule
      Ein Blick aus der Perspektive einer brasilianischen Musikpädagogin (Übersetzung aus dem Portugiesischen: Cássia Sigle, M. A.)
    • Tobias Wunderle
      Musik erzählt Geschichten
      Die wählerische Prinzessin: Wolfgang Amadeus Mozarts Allegro aus der Serenade für Bläseroktett c-moll KV 388 (384a) im Märchengewand
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