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Liebe Leserinnen und Leser,

 

anstelle des üblichen Editorials steht am Anfang der vorliegenden Ausgabe der „Diskussion Musikpädagogik“ ein Vorwort zum Heftthema Evaluation, verfasst von Alexander Cvetko, Ulrike Kranefeld und Kai Lothwesen. 

 

Christoph Richter

 

Evaluation in der Musikpädagogik
Ein Themenheft anlässlich des Symposiums für Prof. Dr. Maria Luise Schulten am 16.7.2014 an der Universität Siegen 

Grundlage des ersten Lexikon[s] der Musikpädagogik (1984) waren eine Vielzahl von gesammelten Karteikarten, die seit den 1970er Jahren zu einzelnen Artikeln verfasst wurden und 1984 in die Kompilation als Buchform mündeten. Während noch im Jahr 1972 ein Artikel zur „Evaluation“ im Umfang von vier Karten auffindbar ist, ist der „Evaluation“ weder in diesem ersten Lexikon der Musikpädagogik noch in späteren Auflagen – gar als eigenes Stichwort – Beachtung geschenkt worden. Das Thema ist erst in den letzten Jahren wieder verstärkt in die fachliche Diskussion getreten, u. a. im Kontext der seit den 2000er Jahren  eingerichteten Förderprogramme im Bereich musikalischer Bildung und der zahlreicher werdenden Kooperationen zwischen allgemein bildender Schule und Musikschule. Die Entwicklung und Implementation dieser Programme und Projekte zog eine wissenschaftliche Begleitung und Reflexion nach sich, die sich in einer großen Anzahl entsprechender Veröffentlichungen und Forschungsberichte äußert. Damit ist mittlerweile eine besondere Form wissenschaftlicher Arbeit in der Musikpädagogik etabliert, die zwischen musikalischer und musikpädagogischer Praxis, zwischen fachdidaktischen und fachwissenschaftlichen Diskursen sowie zwischen öffentlichen Wahrnehmungen und fachlichen Bedürfnissen vermitteln kann. Allerdings noch nicht hinreichend diskutiert sind Fragen, die sich für das Fach, seine Anwendungsgebiete und sein Forschung ergeben – was also kann Evaluation für die Musikpädagogik leisten? Das Symposium „Evaluation in der Musikpädagogik“, das am 16. Juli 2014 an der Universität Siegen stattfand, ermöglichte die Ausbreitung dieser und anderer fachspezifischer Fragen sowie eine Auseinandersetzung etwa über Forschungsmethoden, didaktische Konzeptionen, Leistungsbewertung, Konsequenzen für den Musikunterricht und bildungspolitische Aspekte.
Die dazu vorgetragenen Beispiele aus der Forschungs­praxis und theoretisch-konzeptionellen Überlegungen sind nun im vorliegenden Themenheft der „Diskussion Musikpädagogik“ versammelt. Der Tagungsort und Zeitpunkt waren nicht willkürlich gewählt, sondern gebunden an ein Ereignis, das uns als ehemalige Habilitanden verbindet: die Verabschiedung von Prof. Dr. Maria Luise Schulten aus dem aktiven Hochschuldienst an der Universität Siegen. In ihrer Arbeit hat sie ein empirisches Denken und Handeln in musikpädagogischer Forschung und Theoriebildung gefördert und befolgt – und dabei auch Grundfragen der Evaluation intensiv bearbeitet. Im Jahr 2008 initiierte sie in Siegen ein Symposium dazu, eine Plattform zum Austausch über laufende Evaluationsprojekte im Fach. Gedacht war, Arbeitstreffen einzurichten, um Grundprobleme musikpädagogischer Evaluation aufzuzeigen und zu diskutieren – und womöglich auch Lösungen zu finden. Die angedachte Kontinuität mit jährlichen Treffen an verschiedenen Standorten war über die Jahre leider nicht konsequent umzusetzen. Anlässlich des Eintritts von Maria Luise Schulten in den Ruhestand boten gleichsam Format und Thema einen reizvollen Fixpunkt für eine fruchtbare fachliche Diskussion. Das Symposium suchte entsprechend zu bilanzieren, wie sich das Thema „Evaluation in der Musikpädagogik“ und die vielfältigen sich daraus ergebenden Fragen in den letzten sieben Jahren entwickelt haben. 
Die hier nun versammelten Beiträge eröffnen Einblicke in unterschiedliche Facetten dieses Diskussionsfeldes. Eine gliedernde Ordnung vorzunehmen, erschien uns nicht notwendig. Vielmehr sollte sich durch das Lesen und Querlesen der einzelnen Beiträge ein mosaikhaftes Gesamtbild ergeben können, das je nach Perspektive [unterrichtspraktisch, forschungsmethodisch, fachhistorisch, ...] auch ein wenig anders aussehen könnte – denn wohl am ehesten wird so die inhaltliche Breite und methodische wie fachkonzeptionelle Vielfalt erfassbar.  
Wir freuen uns, dass so viele Maria Luise Schulten nahestehende Kolleginnen und Kollegen unserer Anfrage gefolgt sind und sich an den Diskussionen im Rahmen des Symposiums wie jetzt auch hier, in schriftlicher Form, beteiligt haben. Ihnen sei für ihre Beiträge gedankt. Gedankt sei vor allem aber Maria Luise Schulten für konstruktive Diskussionen und intensive Anregungen sowie für wertvolle Anstöße im Hinblick auf dieses Thema und weit darüber hinaus – ihr ist dieses Themenheft gewidmet.

 

Alexander Cvetko, Ulrike Kranefeld, Kai Stefan Lothwesen  

DMP 68: Evaluation

Artikelnummer: DMP-Heft-68
13,40 €Preis
inkl. MwSt. |
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    • Kai Stefan Lothwesen
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