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Von den Beziehungen zwischen Musikunterricht und wissenschaftlicher Musikpädagogik

 

Liebe Leserinnen und Leser,

 

der thematische Teil des hier vorgelegten Heftes DMP 63 ist auf ungewöhnliche Weise zustande gekommen. In der Ausgabe zum ersten Quartal des Jahres 2013 waren  Beiträge zum Thema „Forschung aus der Perspektive musikpädagogischer Praxis“ versammelt, die als Referate auf der „ISME-World-Conference“ in Thessanoliki vorgetragen worden waren. Der Leitartikel von Thade Buchborn und Isolde Malmberg, welche der Konferenz ihren Titel gegeben hatte, stieß in mehreren Punkten auf Kritik. Diese Kritik wurde von Jens Knigge, Anne Niessen und Jürgen Vogt in einem längeren Beitrag unserer Zeitschrift zur Verfügung gestellt. Der kritische Beitrag hatte eine Gegenkritik mit Verteidigungscharakter zur Folge, und dann ergaben sich eine Reihe von Änderungen, Fragen, Antworten, Verbesserungen, Kürzungen und Erweiterungen, die nach geraumer Zeit schließlich zu (vorläufigen?) Endfassungen zweier relativ selbstständiger Aufsätze der Kontrahenten führten.
Inzwischen hatte ich beschlossen, das reichliche Material, das zu einer grundsätzlichen Auseinandersetzung über eine wissenschaftliche Praxisforschung angewachsen war,  zu einem Heftthema auszuweiten über die Frage, wie sich musikpädagogische Wissenschaft zur Praxis des Musikunterrichts verhalten könne oder solle. Nach vergeblichen Versuchen, auch Vertreter der Erziehungswissenschaft für Stellungnahmen zu gewinnen, hatte ich bei einigen Kollegen der Musikpädagogen mehr Glück. So sind zu den beiden diskussionsauslösenden Beiträgen weitere hinzugetreten: die Texte von Ulrich Schäfer-Lembeck und Stefan Orgass. Sie nehmen die bereits ins Grundsätzliche erweiterte Auseinandersetzung zum Anlass, die Notwendigkeit, die Möglichkeiten und die Aufgaben einer  wissenschaftlichen Musikpädagogik zu erörtern, jeweils ausgehend von einer Beschäftigung mit dem ersten, ursprünglichen Beitrag von Buchborn und Malmberg.  Die jeweiligen Standpunkte werden unterfüttert von einer überaus umfangreichen Literatur (von der zu hoffen ist, dass sie auch gelesen wurde). Auch Peter Röbkes Referat vor den hessischen Musikpädagogikverbänden kann als ein Kontrapunkt zu der Beschäftigung zur Praxisforschung gelesen werden.
Der literarisch-fußnotenmäßig überbordende Aufwand, zu dem sich die Beschäftigung mit dem Thema auswuchs, reizte mich wiederum, die Praxisforschung meiner eigenen frühen Jahre in Erinnerung zu rufen – in den Zeiten, in welchen eine wissenschaftliche Reflexion des eigenen Musikunterrichts noch kaum in Kinderschuhen steckte, sondern naiv und als selbstverständlicher Teil zum Alltag der täglichen Berufsaufgaben gehörte – ohne Hilfe wissenschaftstheoretischer Konzepte der Erziehungswissenschaft oder der Soziologie – aber in der Hoffnung, dass ich in einer Art Dauerreflexion ein passabler Lehrer werden könne. 
Aufmerksam machen möchte ich auf den Beitrag von Wolfgang Martin Stroh. Er hat versucht (und es ist ihm wohl auch gelungen), die Grundlagen einer Musikpä­dagogik zu formulieren, welche Paul Hindemith in seinen Beraterjahren in der kulturell und gesellschaftlich sich neu aufstellenden  Türkei für das dortige Musikleben konzipiert hat.
Berichte von Tagungen und Rezensionen in größerer Zahl, die vom Fleiß der einschlägigen Verlage zeugen, sorgen in dieser Ausgabe für eine breite Berichterstattung unseres Faches.

 

Christoph Richter

DMP 63: Von den Beziehungen zwischen Musikunterricht und wissenschaftlicher...

Artikelnummer: DMP-Heft-63
13,40 €Preis
inkl. MwSt. |
  • Das Wort zum dritten Quartal

    • Christoph Richter
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      Das Wort zum dritten Quartal

    Von den Beziehungen zwischen Musikunterricht und wissenschaftlicher Musikpädagogik

    • Anne Niessen & Jens Knigge & Jürgen Vogt
      „Forschung aus der Perspektive musikpädagogischer Praxis“
      aus der Perspektive musikpädagogischer Forschung
    • Thade Buchborn & Isolde Malmberg
      Forschung von und mit Musiklehrern
    • Hans-Ulrich Schäfer-Lembeck 
      Beobachten von Beobachtungen
      Forschung und Praxis in musikpädagogischer Perspektive
    • Stefan Orgass 
      Überlegungen zur wissenschaftlichen Musikpädagogik als System
      Einheit der Forschungsansätze und Ermöglichung eines kritisch-emanzipatorischen Residuums als Motive seiner Entwicklung
    • Christoph Richter
      Aus alter Zeit
      Praxisforschung in der Provinz

    Serie: Musikpädagogische Texte aus früherer Zeit

    • Wolfgang Martin Stroh
      Paul Hindemiths pädagogisches Konzept in den „Vorschlägen für den Aufbau des türkischen Musiklebens“

    Freie Beiträge

    • Peter Röbke
      Warum das riskante Fach Musik mutige Lehrkräfte braucht
    • Frauke Heß
      Hochschullehre konkret
      Musik erfinden und gestalten als Thema für die Schule – Multimediales Lehrmaterial für Musikdidaktik-Seminare
    • Peter Becker
      … so gehen wir doch auf dem gleichen Pfad
      Versuch über eine wundersame Freundschaft in Schuberts Winterreise
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