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Liebe Leserinnen und Leser,

 

diese Ausgabe bietet drei Schwerpunkte an. Der erste ist kurz, hat aber Gewicht. Vor einigen Wochen schrieb die 15-jährige Hamburger Schülerin Yakamoz Karakurt in der Wochenzeitung Die Zeit einen bitteren und äußerst vorwurfsvollen Beitrag über die Lebens- und Erlebenszeit, welche die Erwachsenen (genauer die Bildungspolitiker) ihr stehlen, indem sie die Schulzeit bis zum Abitur verkürzen. Mich hat die harte Reaktion auf den sinnlosen und unmenschlichen Beschluss so angerührt, dass ich Yakamoz Karakurt um die Erlaubnis gebeten habe, ihre wütenden Gedanken als „Wort zum vierten Quartal“ nachdrucken zu dürfen. 
Freilich begegnen mir auch Schülerinnen und Schüler, die sich über die Verkürzung der Schulzeit freuen oder ihr positiv gegenüber stehen. Nach den Gründen befragt, geben sie an, sich in der Schule zu langweilen, in ihr nicht genug gefordert oder in ihren Interessen gefördert zu werden, den täglichen Druck loswerden zu wollen. Manchen sind die schulischen Anforderungen zu leicht oder zu „läppisch“, andere wissen nicht, wozu das, was sie lernen sollen, gut sein soll. Ist möglicherweise die Verkürzung der Schulzeit ein Hinweis darauf, dass die Schule ihre Bildungsaufgabe nicht ernst nimmt oder durch „Verwaltung“ der Schulzeit vertrödelt? 
In dieser Ausgabe gedenken wir ferner zweier verdienstvoller Kollegen, die in den vergangenen Monaten gestorben sind: Hans Günther Bastian, dem Karl Heinrich Ehrenforth einen Nachruf widmet, und Heinz Antholz, einem der Nestoren unseres Faches. Wir drucken dessen letzten Vortrag – mit freundlicher Genehmigung der „Wissenschaftlichen Sozietät Musikpädagogik“ – nach. Thomas Ott hat den Text mit einem Nachruf ergänzt.
Die Beiträge des Heftthemas „Musikgeschichten“ sind, wie wir das auch bei anderen Themen schon erprobt haben, in intensiver Zusammenarbeit der Autoren entstanden. Den Anstoß gab die Münchener Tagung: „Reden über Kunst“, welche die Ehrhard-Friedrich-Stiftung im vergangenen Herbst durchgeführt hatte, und deren Tagungsbericht mittlerweile in stattlichem Umfang und mit äußerst anregenden Beiträgen im Verlag KOPAED erschienen ist. Dann trafen sich die Autoren zu zweitägigen Gesprächen in Berlin (auf eigene Kosten!). Texte wurden durchs Land hin und her geschickt, und schließlich entstand ein inhaltlicher Zusammenhang, der die einzelnen Beiträge in Beziehung setzt.
Allgemeine Überlegungen zu Geschichten und zum Erzählen von Geschichten; Geschichten, die die Musik erzählt, die von Komponisten handeln, und Überlegungen zu Techniken und Inhalten von Musik-Geschichten, auch Beispiele von Musikgeschichte aus älterer und heutiger Zeit haben wir in den Kreis dieses Themenheftes aufgenommen. Aus einem musikpädagogischen Seminar über das Schreiben und Erzählen von Musikgeschichten stammt der Umriss einer Musikgeschichte, die alte Zeiten mit Situationen des heutigen Musiklebens in Beziehung setzt.
In den letzten Jahren haben wir verschiedene Arten der Zusammenarbeit mit Leserinnen und Lesern erprobt – so sind Hefte entstanden, die eine Kollegin oder ein Kollege mit dem Schriftleiter gemeinsam gestaltet und betreut hat; es sind Hefte aus kleinen Privattagungen in der Zehlendorfer Limastrasse hervorgegangen. Wir haben Beiträge unter Autoren ausgetauscht ... Auf diese Weisen hoffen wir, der Zeitschrift Diskussion Musikpädagogik die gewünschte Lebendigkeit und Aktualität zu geben.
Erfreulicherweise hat sich das aktive Interesse der Promovenden und des Doktorandennetzwerks an der Mitarbeit an der Zeitschrift noch verstärkt. So wird die Zeitschrift allmählich zu einer musikpädagogischen Börse. Zur Beteiligung seien alle eingeladen.

 

Christoph Richter

DMP 52: Musikgeschichten

Artikelnummer: DMP-Heft-52
13,40 €Preis
inkl. MwSt. |
  • Das Wort zum vierten Quartal

    • Yakamoz Karakurt
      Mein Kopf ist voll!! Selbst gute Schüler wollen länger lernen
      Das Wort zum vierten Quartal

    Musikgeschichten

    • Jürgen Oberschmidt
      Die Kunst des Erzählens
      Anmerkungen zu einer stets gegenwärtigen, doch oft vergessenen Praxis
    • Alexander J. Cvetko
      Geschichten aus Sicht der Musikpädagogik im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts
      Wider das „… unendlich Langweilige und Trockene …”
    • Karl Söhle 1902
      Der Arnstädter Organist bei Meister Buxtehude in Lübeck
      kommentiert von Alexander J. Cvetko
    • Christoph Richter
      Geschichten erzählen von und über Musik
      Allgemeine Erörterung mit drei Beispielen
    • Jürgen Oberschmidt
      Geschichten im Unterricht
      Drei Musik-(Erzählungen) aus der Perspektive eines Lehrenden und seiner Schüler (mit Bezugnahme auf die Geschichten von Christoph Richter)
    • Johannes Dasch
      Früher und später
      Geschichte der Musiker für junge Leser
    • Oliver Krämer
      Erzählend Leerstellen füllen
      Geschichten im Musikunterricht
      - Anna Staak: Der Vogel und die junge Frau
      - Vladimir Ivanenko: Genesis
      - Katharina Schmidt: Die gute Tat der kleinen Ameise
      Ulrike Bannatz: Notengewitter
      - Matthias Reusser: Andarijuat

    Serie: Musikpädagogische Literatur aus älteren Zeiten

    • Thomas Ott
      Heinz Antholz (1917 – 2011)
      Nachruf
    • Heinz Antholz
      Stationen eines Musikpädagogen im 20. Jahrhundert
      Autobiografische Skizzen ausgewählter Szenen
    • Karl Heinrich Ehrenforth
      Hans Günther Bastian (1944 – 2011)
      Nachruf
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