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Liebe Leserinnen und Leser,

 

zum Beginn des zehnten Jahrgangs der Zeitschrift DISKUSSION MUSIKPÄDAGOGIK sollte ein Rückblick erlaubt sein. Als Dieter Lugert und ich 1998 in einem Café in Potsdam den Plan für eine wissenschaftlich ausgerichtete Zeitschrift ausheckten, waren wir unsicher, ob sich das Projekt lange halten würde. Die Zweifel haben sich immer wieder als richtig bestätigt, und letzten Endes ist es Hildegard Junker zu verdanken, dass die Zeitschrift nach wie vor viermal im Jahr erscheint. Frau Junker hat  zunächst die Redaktion und bald darauf die verlegerische Verantwortung übernommen. Mir scheint, den Mut, das Interesse und die nicht nachlassende Energie verdankt sie dem Aufbruchsgeist, der nach dem Ende des großen Krieges ihre Biografie bestimmt hat. Ich fühle mich ihr in diesem Punkt verwandt, insofern, da Aufbruch und Einsatz für Neues auch für mich nach dem Zusammenbruch 1945 zu wichtigen Zielen wurden, an denen ich noch heute, nach über vierzig Berufsjahren, unsicher und bisweilen naiv herumbastle.
Aufbruch, Lebendigkeit, Teilnahme und die Überzeugung von der Wichtigkeit der pädagogischen Beschäftigung mit Musik erlebten später, in den siebziger Jahren, einen Höhepunkt in der Entwicklung neuer Konzepte – im Anschluss an die heftige Kritik an der Musikerziehung vor 1933, im Anschluss an die erstarkende Erziehungswissenschaft, in der Zuwendung zur Neuen Musik, im Nachdenken über veränderte Unterrichtsformen – nicht zuletzt jedoch im lebendigen und bisweilen harten Streit um die besseren Ideen und Argumente.
Später traten viele, auch außermusikalische und außerpädagogische Lebensweisen zu einer, bisweilen der Langenweile benachbarten Ruhe in das musikpädagogische Leben ein, verbunden mit der Neigung, sich auf die Insel des seligen Musikmachens gedankenlos zurückzuziehen – keine anregende Zeit für musikpäda-gogisch streitbare Auseinandersetzungen. Ein Zeichen dieses Trends war die Verengung der musikpädagogischen Periodika auf Rezepte für den nächsten Tag und aufs Musikmachen in restringierter Weise (siehe den Beitrag von Pavel Rojko). Reflexion gab und gibt es nur in homöopathischer Verdünnung.
Heute zeigt sich – im Horizont eines Generationswechsels beim Personal an den Hochschulen und im Horizont einer aufblühenden Forschungslandschaft hier und da – eine Wende zur Nachdenklichkeit und Absicherung der vielen Konzeptnuancen, die aus dem Boden sprießen.
Das gibt einer Zeitschrift wie der unseren neue Nahrung und Hoffnung.
Das hier vorgelegte Heft kann vielleicht als ein kleiner Spiegel der sich verändernden Interessen betrachtet werden. Wir haben diesmal nicht ein Thema als Schwerpunkt gewählt, sondern stellen verschiedene Themen zusammen. So veröffentlichen wir mehrere Beiträge von Studierenden und hoffen, dass dies Mut zur Beteiligung macht. Wir eröffnen eine neue Serie und lassen in ihr Kolleginnen und Kollegen aus Nordamerika zu Wort kommen, eingeleitet von der Amerika-kundigen Alexandra Kertz-Welzel. Wir werden für diesen Forschungsbereich weitere Artikel innerhalb der nächsten Ausgaben bringen. 
Zwei geheime Wünsche der Schriftleitung: a) Schickt uns Beiträge, die sich in pädagogisch-vermittelnder Weise mit Musik aller Art beschäftigen. b) Schickt uns weiterhin freimütig Beiträge (über Mangel daran können wir uns freilich nicht beklagen); tragt dazu bei, dass die Zeitschrift aus den mehr gräulichen in tiefschwarze Zahlen findet; öffnet die Schrebergärten der Musikpädagogik in öffentliche Parkanlagen, meinetwegen mit Grillplätzen, mit Skateboardbahnen, mit Schmuse­ecken. 
In diesem Sinne wünscht DISKUSSION MUSIKPÄDAGOGIK unserem Fach und allen, die am Fachwerk tätig sind,  ein gutes Jahr 2008.

 

Christoph Richter

DMP 37: Neue Forschungen und Anregungen zur Musikdidaktik

Artikelnummer: DMP-Heft-37
13,40 €Preis
inkl. MwSt. |
  • Das Wort zum ersten Quartal

    • Christoph Richter
      ‚Haben und Sein‘ in der Musikpädagogik?
      Gedanken zu Überlegungen über Peter Beckers Ausführungen zu Karl Jürgen Kemmelmeyers 65. Geburtstag

    Neue Forschungen und Anregungen zur Musikdidaktik

    • Marc Mönig
      Von Neurobiologie, musikalischer Grundkompetenz und Kulturerschließung
      Oder: Der Baum der Musikerziehung bildungstheoretisch hinterfragt
    • Christoph Richter
      Musikunterricht von „unten“
      Curriculare Arbeit und aufbauender Unterricht von den Schülern aus
    • Pavel Rojko
      Musikhören versus pädozentristische Unterschätzung der Musik
    • Lina Hammel
      Unterrichtsziele fachfremd unterrichtender Musiklehrerinnen und Musiklehrer der Primarstufe
      Eine qualitativ-empirische Studie
    • Nina Dyllick
      Wege in musikalische Landschaften
      Kreatives Gestalten im Grenzbereich zwischen Musik und Bildender Kunst 

    Studierende der Musikpädagogik schreiben für „Diskussion Musikpädagogik“

    • Christiane Laukemper
      Chor-Musikklassen (CMK)
      Ein Konzept für Ganztagsschulen in Hamburg mit erweitertem Musikunterricht
    • Beate Kaiser
      „Bach und Brimborium“
      Bildungsarbeit im Spannungsfeld von Musik- und Museumspädagogik im Bach-Museum Leipzig
    • Christian Rheber
      Musik unterrichten mit dem Computer

    Musikpädagogik in Nordamerika

    • Alexandra Kertz-Welzel
      Musikpädagogische Forschung in den USA
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