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Liebe Leserinnen und Leser,

 

das Konzept der „Szenischen Interpretation“ erfreut sich seit über zwanzig Jahren großer und wachsender Beliebtheit, sowohl was ihre (lern-)theoretischen Begründungen als auch was ihre praktischen Anregungen betrifft. Der Kreis derer, die seine Möglichkeiten der Anwendung im Musikunterricht und darüber hinaus nutzen, ist ständig gewachsen, auch aus der Schule hinausgewachsen. Das ist u. a. darauf zurückzuführen, dass das Konzept in mehrfacher Hinsicht weiterentwickelt wurde, quantitativ und qualitativ. Der Interessentenkreis und jener der „Anwender“ hat sich so sehr vermehrt, dass der besseren Kommunikation wegen eine Art Verband, genannt ISIM (Institut für Szenische Inszenierung von Musik + Theater) gegründet wurde, der Treffen veranstaltet und dessen Nachrichten und Informationen auf einer Website abgerufen werden können (www.musiktheaterpaedagogik.de). Der Verband arbeitet ohne Etat und Hierarchie; das allein wirkt sympathisch angesichts der sprießenden Verbandshierarchien.
Vier Entwicklungsstränge beflügeln und befruchten die Arbeit und den Erfolg des Konzepts:

  1. die pädagogische Theoriebildung, beginnend mit den Lerntheorien von Ingo Scheller, Wolfgang Martin Stroh und Rainer O. Brinkmann bis zu der Aufnahme systemischer konstruktivistischer Einsichten (siehe die Dissertation von Markus Kosuch und dessen Beitrag in diesem Heft),
  2. die Ausweitung des Konzepts auf die Beschäftigung mit absoluter Musik durch Wolfgang Martin Stroh (siehe seinen Beitrag und das in diesem Heft vorgestellte neue Buch),
  3. die Anwendung des Konzepts als Opernpädagogik
  4. und die weite Verbreitung in anderen Ländern, d. h. die Internationalisierung des Konzepts.

 

Die Beiträge in diesem Heft stellen diese vier Aspekte dar und fassen sie zusammen. Auf diese Weise ist eine Art Kompendium der „Szenischen Interpretation von Musik und Theater“ entstanden. Die Vielfalt und der Versuch einer zusammenfassenden Darstellung wäre nicht gelungen, wenn sich nicht Markus Kosuch als Betreuer des Heftes bis in die Einzelheiten engagiert hätte. DISKUSSION MUSIKPÄDAGOGIK ist ihm, wie auch allen Autorinnen und Autoren, zu großem Dank verpflichtet.
Ein günstiges Schicksal aus Bayreuth erlaubt es uns, einen Beitrag in dieses Heft aufzunehmen, welcher das „Theater um das Musiktheater“ thematisiert: In den fünfziger Jahren gehörte Richard Wagners Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ zum Kanon der in der Oberstufe zu besprechenden Opern, übrigens nicht wegen seiner Deutschtümelei, sondern wegen der Fülle der Kompositionsweisen, der musikalischen Formen, der musiktheoretischen Aspekte und Probleme, man mag zu diesem Werk und seinen heute diskutierten Fragwürdigkeiten stehen, wie man will.
Nun hat Katharina Wagner an den „Meistersingern“ in diesem Jahr ein Großreinemachen veranstaltet, das Stück neu möbliert, neues Personal eingestellt und die traditionellen Rollen neu verteilt. Die Frage stellt sich, ob die „Meistersinger“ nun nicht mehr unterrichtstauglich sind oder jetzt erst recht dem umstrittenen Thema „Oper“ neue Nahrung geben und frischen Schwung verleihen. Unsere Leserinnen und Leser können sich in einer zugegeben subjektivenTeilansicht ein Bild vom zukünftigen pädagogischen Schicksal der „Meistersinger“ machen, wenn sie Werner Hahns Kritik lesen.
Aufmerksam machen möchte ich auf die beiden Rezensionen zu Stephan Hametners Dissertation „Musik als Anstiftung“, die sich mit dem in Mode gekommenen Konzept einer systemisch-konstruktivistischen Musikpädagogik beschäftigen. Wir werden diese Spur, mit der sich weitere Dissertationen beschäftigen, weiter verfolgen und im Jahr 2008 zu ihr ein Themenheft zusammenstellen.

 

Christoph Richter

DMP 36: Szenische Interpretation von Musiktheater

Artikelnummer: DMP-Heft-36
13,40 €Preis
inkl. MwSt. |
  • Das Wort zum vierten Quartal

    • Christoph Richter
      Klassik im Musikunterricht?

    Szenische Interpretation von Musiktheater

    • Wolfgang Martin Stroh
      Szenische Interpretation absoluter Musik
    • Markus Kosuch
      Die szenische Interpretation – Entstehung, Entwicklung, Begründung
      Teil I: Begegnung mit Musiktheater als Erfahrungsraum
    • Markus Kosuch
      Die szenische Interpretation – Entstehung, Entwicklung, Begründung
      Teil II: Szenische Interpretation von Musik und Theater als Konzept der allgemeinen Opernpädagogik
    • Markus Kosuch
      Die szenische Interpretation – Entstehung, Entwicklung, Begründung
      Teil III: Szenische Interpretation von Musik und Theater als Konzept der allgemeinen Opernpädagogik – Ein Blick über den deutschen Tellerrand
    • Anne-Kathrin Ostrop
      Musiktheaterpädagogik an der Komischen Oper Berlin
    • Susanne Skov
      Szenische Interpretation am N. Zahles Seminariu
      m
      Kopenhagen / Dänemark
    • Lene Juul Langballe 
      Szenische Interpretation als Methode an der Jyske Opera, Århus, Dänemark
    • Wolfgang Martin Stroh
      Unterrichtsmaterialien zu szenischenInterpretationen von Musiktheater

    Freie Beiträge

    • Werner Hahn
      Die Intellektuellen und die anderen
      Katharina Wagner multipliziert DIE MEISTERSINGER mit minus eins
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