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Liebe Leser:innen,

 

die 100. Ausgabe der Diskussion Musikpädagogik nehmen wir zum Anlass, um auf die Geschichte und Entwicklung der Zeitschrift zurückzuschauen. Zugleich werfen wir einen Blick in die Zukunft und zeigen mögliche Bedarfe und Wege auf.
War die Vierteljahresschrift von ihrer Entstehung 22 Jahre lang durch die Handschrift von Christoph Richter geprägt, so haben wir – Rebekka Hüttmann, Oliver Krämer und Annette Ziegenmeyer – ab Heft 89 die Schriftleitung als Team übernommen. Ohne das Engagement und die Unterstützung des Hildegard-Junker-Verlags sowie die Arbeit von Mathias und Gabriele Offner wäre das Bestehen dieser Zeitschrift bis zum 100. Heft undenkbar. Wir möchten beiden unseren herzlichen Dank aussprechen für den großen Beitrag, den sie damit seit vielen Jahren für unser Fach leisten.
Als ein Leser, der die Zeitschrift vom ersten Heft an begleitet und vielfach in ihr publiziert hat, ist Wilfried Gruhn unserer Bitte gefolgt, auf die 99 bestehenden Hefte zurückzublicken. Er erläutert die Ziele der Zeitschrift bei ihrer Entstehung und bietet eine aufschlussreiche Analyse bisheriger Schwerpunkte und Themen. Ausblickend skizziert Gruhn zukünftige Herausforderungen, ebenso kritisch wie wertschätzend und konstruktiv.
Die folgenden beiden Beiträge nehmen eine Re-Lektüre von Texten aus früheren Heften vor: In der ersten Ausgabe von Diskussion Musikpädagogik hat sich Christoph Richter mit der Frage nach dem Beitrag des Faches Musik zum Auftrag der allgemeinbildenden Schule auseinandergesetzt. Martina Benz unterzieht die zentralen Aussagen Richters einer aktualisierenden Betrachtung. Insbesondere plädiert sie dafür, die unverzichtbare Bedeutung musikalischer Bildung immer wieder herauszustellen. Tobias Hömberg untersucht Hans Jüngers Beitrag Prinzipiell interkulturell! Plädoyer für einen kulturübergreifenden Musikunterricht“ (Heft 17/2003), indem er die zugrundeliegenden Konzepte von Kultur, die Ziele eines interkulturellen Musikunterrichts sowie dessen Realisierung aus heutiger Sicht reflektiert.
Die Funktion einer Standortbestimmung aus gegenwärtiger Perspektive – auch mit Blicken zurück und voraus – trägt der Text von Hans-Ulrich Schäfer-Lembeck. Er geht darin der Frage nach dem Wesen der Kunst und des Künstlerischen im ,künstlerischen Lehramt‘ nach.
Die hieran anschließenden Texte richten den Blick in die Zukunft: Wie kann musikalische Bildung gemeinsam gestaltet werden? Jürgen Oberschmidt spricht sich für einen Unterricht in Musik aus, in dem sich alle Akteur:innen der verschiedenen pädagogischen Professionen treffen und gemeinsam überlegen, wie sich auch institutionell unterschiedlich verortete Lehr-Lern-Prozesse wechselseitig durchdringen können.

Die Bedeutung der Internationalisierung für den Fachdiskurs bildet den Ausgangspunkt des Beitrags von Alexandra Kertz-Welzel. Darin zeigt sie das besondere Engagement von Christoph Richter auf, zumal durch die Kontaktaufnahme zum Forschungsbereich der Philosophy of Music Education, und zeichnet die verschiedenen Schritte seiner internationalen Zusammenarbeit für die DMP nach.
Visionen, Wünsche und Befürchtungen in Bezug auf die Ausgestaltung des zukünftigen schulischen Musik­unterrichts äußern Musikstudierende eines musik­pädagogischen Seminars bei Daniela Bartels an der Musik­hochschule Lübeck: Rebekka Brudermann stellt die Bedeutung des Musikunterrichts für die Persönlichkeitsentwicklung von Schüler:innen heraus. Mehr Schüler:innen-Bezug fordert Linus Lemke und wünscht sich eine stärker an die Lebenswelt anschließende Auswahl von Themen. Johanna Ludwig lenkt den Blick auf ein bislang noch nicht vollständig erschlossenes Potenzial, das sie im Erleben verschiedener Musiken sowie im Zusammentreffen unterschiedlicher Akteur:innen mit ihren soziokulturellen Hintergründen im Rahmen des allgemeinbildenden Musikunterrichts sieht. Der Beitrag von Jakob Rieke setzt sich kritisch mit der Glaubwürdigkeit der Lehrkräfte von morgen auseinander und diskutiert die Herausforderungen, den Nachhaltigkeitsgedanken in einer marktwirtschaftlich geprägten Gesellschaft in den Unterricht aufzunehmen. 
Die Jubiläumsausgabe enthält auch zwei freie Beiträge. Matthias Handschick arbeitet die sozial ausgrenzende Funktion klassischer Musik am Beispiel des Film-Epos Titanic anhand der Habitustheorie von Pierre Bourdieu heraus. Deutlich wird, inwieweit hochkulturelle Praktiken innerhalb der Filmhandlung dazu dienen, soziale Ungleichheiten zu legitimieren. Fabian Bade beleuchtet die Rollen und Potenziale von ChatGPT speziell in musikpädagogischen Kontexten und entwickelt erste Handlungsempfehlungen. Anhand einer Fallstudie zeigt er, wie künstlerische Intelligenz durch Befragen von Large Language Models in den Prozess musikalischer Krea­tion und Bildung integriert werden kann.
Im Magazinteil dieser Ausgabe erwarten Sie mehrere Rezensionen: Bereits 2018 ist der von Wilfried Gruhn und Peter Röbke herausgegebene Sammelband Musiklernen. Bedingungen – Handlungsfelder – Positionen erschienen, den Bernhard Weber bespricht. Die zentralen Erkenntnisse von Timo Dauths Dissertationsschrift zu Raumbegriffen in der Musikpädagogik werden von Felix Helpenstein herausgearbeitet und gewürdigt. Mit der Frage nach Rechtfertigungen des schulischen Musik­unterrichts beschäftigt sich Markus Cslovjecsek in seiner Dissertation Schulmusik für alle? Zur Legitimation des Unterrichtsfachs Musik, deren methodisches Vorgehen und Ergebnisse Wilfried Gruhn erläutert und einordnet.

 

Rebekka Hüttmann, Oliver Krämer & Annette Ziegenmeyer

DMP 100: Hundert

Artikelnummer: DMP-Heft-100
13,40 €Preis
inkl. MwSt. |
  • Hundert – Blick zurück

    • Wilfried Gruhn
      Diskussion in der Musikpädagogik
      Kontinuität und Wandel
    • Martina Krause-Benz
      Warum es nach wie vor notwendig ist, über musikalische Bildung im Musikunterricht nachzudenken
      Re-Lektüre von Christoph Richters Text „Der Beitrag des Faches Musik zum Auftrag der allgemeinbildenden Schule. Gedankensplitter zu einem vernachlässigten Thema“
    • Tobias Hömberg
      Idealität ‚Interkulturalität‘
      Zu Anspruch, Argumentation und Ausgestaltung eines prinzipiell interkulturellen Musikunterrichts

    Hundert – Gegenwart/Standortbestimmung

    • Hans-Ulrich Schäfer-Lembeck
      Künstlerisches Lehramt Musik für ästhetische Erziehung und Bildung

    Hundert – Blick voraus

    • Jürgen Oberschmidt
      Unterricht in Musik
      Musikalische Bildung gemeinsam gestalten
    • Alexandra Kertz-Welzel
      Internationalization on the ground
      Diskussion Musikpädagogik und die Internationalisierung der deutschen Musikpädagogik
    • Rebekka Brudermann & Linus Lemke & Johanna Ludwig & Jakob Rieke & Daniela Bartels
      Wie wollen angehende Musiklehrer:innen in Zukunft Musik unterrichten?
      Visionen, Wünsche und Befürchtungen

    Freie Beiträge

    • Matthias Handschick
      Türsteher, Schusswaffen und Streichinstrumente (I)
      Beobachtungen zur sozial exkludierenden Funktion klassischer Musik in dem monumentalen Film-Epos Titanic (Cameron, 1997) – Botschaften für eine inklusive Ästhetische Bildung
    • Fabian Bade
      Rollen und Potenziale von ChatGPT in musikpädagogischen Kontexten
      Eine explorative Fallstudie zur Integration künstlicher Intelligenz in den Prozess musikalischer Kreation und Bildung im schulischen Musikunterricht
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