Liebe Leserinnen und Leser,
für die erste Ausgabe des Jahrgangs 2010 haben wir – wieder einmal – ein Thema gewählt, das sich in mehreren Beiträgen um eine Komposition rankt. Vor etwa zwei Jahren (im Heft 38; 2/2008) war es die Einleitung zu Joseph Haydns „Schöpfung“ – das „Chaos“ – , das unter verschiedenen Perspektiven und von unterschiedlichen Fächern aus das Heftthema bildete.
Für das vorliegende Heft hat Peter Becker Nigel Osbornes „I am Goya“ vorgeschlagen. Er eröffnet das Thema mit einem Interview mit dem Komponisten, der 1948 in Manchester geboren wurde. „I am Goya“, so lautet der Beginn eines Gedichts von A. Voznesenskij, entnommen einer Gedichtreihe, in welcher die Ungeheuerlichkeiten und das Unfassbare des Krieges beschrieben wird. Der ehemalige Hofmaler Goya hatte in 200 Druckgrafiken die Scheußlichkeiten jenes Krieges beschrieben, den Napoleon von 1806 bis 1814 gegen Spanien führte. Einige dieser Bilder aufgreifend stellen Voznesenskij und Osborne in ihrem Sinne den Krieg dar, den Hitler 1941 gegen Russland begonnen hatte.
Zu den Beiträgen, die sich Osbornes Komposition widmen, gehört auch jener, zu welchem Rüdiger Hausen (Kiel) detaillierte didaktische Fragen und eine lange, sehr anregende Liste von Unterrichtsmaterialien zusammengestellt hat. Für sein Projekt wählt er das Thema: „Warum bin ich Goya?“ Da der Umfang dieser Materialien den Rahmen von Diskussion Musikpädagogik sprengen würde, hat der Hildegard-Junker-Verlag sie ins Internet gestellt unter der Adresse: http://www.Junker-Verlag.de (siehe hierzu Materialien auf Seite 38).
Die Materialien sind dort abrufbar und können ausgedruckt werden.
Das Heftthema bietet sich für ein fachübergreifendes Projekt an und ist ein bemerkenswertes Beispiel für interdiszi-plinäre Zusammenarbeit zwischen Dichtung, Bildkunst, Musik, Geschichte und Politik. Ein solches Projekt gibt auch Raum für eigene kreative Versuche.
Im zweiten Heft des Jahrgangs 2010 werden die Möglichkeiten und die Realität des Promovierens im Fach Musikpädagogik erörtert – mit Beiträgen von vielen Promovenden und zwei betreuenden Hochschullehrern. Für die Vervollständigung dieses Heft-Themas rufe ich die Leserinnen und Leser auf, sich an der folgenden Frage zu beteiligen: Worüber möchte oder müsste ich mehr Grundsätzliches (Zugrundeliegendes) wissen, um die Lehre bzw. den Unterricht auf eine sichere Grundlage zu stellen? – etwa über die Schülerinnen und Schüler, über Lehrerinnen und Lehrer, über Musik (etwa über bestimmte Genres), über kulturelle und gesellschaftliche Grundlagen des Musiklebens (wo und wann auch immer)?
Auf diese Weise können Forschungsthemen zur Sprache kommen, die für unser Fach einige der weißen Flecken oder schwarzen Löcher stopfen könnten.
Im Magazin dieser Ausgabe berichtet Christoph Stange (Berlin) von einem groß angelegten Projekt, an dem Grundschulkinder, Oberstufenschülerinnen und Oberstufenschüler (z. T. als die Jüngeren Unterrichtende) und ein renommiertes Streichquartett die Grenzen innerhalb der Schularten, der Jahrgänge und vor allem zum Musikleben aufgelöst haben. Solche Projekte gibt es vielerorts, und sie sind wichtig, um den Musikunterricht als Vorbereitung für die Teilnahme am Musikleben oder als seine Verwirklichung anzulegen.
Das beschriebene Beispiel könnte unsere Leserinnen und Leser vielleicht anregen, von ähnlichen Projekten zu berichten – unter der (neuen) Rubrik „Musikunterricht und Musikleben“. Sie sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen.
Viele Grüße
Mathias Offner
DMP 45: Grundsätzliche und didaktische Überlegungen zu NIGEL OSBORNE, I AM GOYA
Das Wort zum ersten Quartal
- Christoph Richter
Selbstverständlichkeiten? - Das Wort zum ersten Quartal
Grundsätzliche und didaktische Überlegungen zu NIGEL OSBORNE, I AM GOYA
- Peter Becker
Nigel Osborne: „I am Goya“
Im Gespräch mit dem Komponisten - Hendrikje Mautner
„Musik der Erinnerung“
Nigel Osbornes „I am Goya“ als Medium des kulturellen Gedächtnisses - Sointu Scharenberg
Fraktaler Kontrapunkt - Klara Baumann & Hans Schneider
Nigel Osbornes Musikstück I am Goya
im Kontext ästhetischer Transformationen - Clemens Fanselau
Nigel Osborne: „I am Goya“
Gesang vom Ende der Aufklärung - Rüdiger Hausen
„Warum bin ich Goya?“
Gedanken über Annäherungen an Nigel Osbornes „I am Goya“ in der Schule
Freie Beiträge
- Elias Zill
Schüler komponieren
Antwort auf und Öffnung gegenüber zeitgenössischer Musik - Silvia Müller
Klavierunterricht mit Erwachsenen aus der Sicht von Lehrenden
Ein Beitrag aus der Praxisforschung
Serie: Musikpädagogik in Nordamerika
- Hildegard Fröhlich
Being Sociologically Savvy
A Useful Perspective for the Music Teacher
- Christoph Richter