Liebe Leserinnen und Leser,
mit dem Beginn des Jahrgangs 2005 beginnen wir eine neue Artikelserie, die in kurzer und zugespitzter Form aktuelle Ereignisse und Entwicklungen kritisch unter die Lupe nehmen soll. Die Serie firmiert, in Erinnerung an das „Wort zum Sonntag“ unter dem Namen „Das Wort zum ersten (zweiten ...) Quartal“. Ich erlaube mir, den Reigen der kritischen Blicke selbst zu eröffnen. Die Leserinnen und Leser sind zur aktiven Teilnahme herzlich eingeladen!
Die hier vorgelegte Ausgabe Nr. 25 stellt, abweichend von der Gepflogenheit, einen größeren Teil des Heftes thematisch zu binden, ein gemischtes Beitragsprogramm dar. Der Grund ist: In der Redaktion haben sich viele eingesandte Beiträge versammelt, deren Autorinnen und Autoren nicht länger auf eine Veröffentlichung warten sollen. Ich hoffe, dass auch eine bunte Mischung den Appetit der Leserschaft reizen kann.
Den Strauß der vermischten Beiträge führt der Vortrag zum Hauptthema der Bundesschulmusikwoche 2004 an, den wir mit der freundlichen Erlaubnis des VDS abdrucken. Franz Niermann hat allerdings die Beziehung der Hauptbegriffe „Hören – Gestalten“ umgestellt. Er beschäftigt sich mit der Frage „Wie Gestalten das Hören prägt“ und stützt sich in seiner Argumentation auf Gedanken von Karl E. Weick über den „Prozess des Organisierens“.
In engem Zusammenhang stehen die Beiträge von Christoph Schönherr, Claudia Cerachowitz und Christian Lessau. Bereits das dritte Projekt zur so bezeichneten „Phänomen-orientierten Musikvermittlung“ haben, in gemeinsamer Arbeit, die Schulmusikabteilung in Hamburg, eine Studentengruppe, einige Schulen und das Netzwerk NHS-Hamburg durchgeführt. Christoph Schönherr erörtert zusammenfassend die Ziele und die Modalitäten des Konzepts, gleichsam Bausteine zu einer Theorie liefernd. Zum hier beschriebenen Projekt „Klirrende Kälte – caribisch cool“ tragen die Autoren in ihren Beiträgen zusammen, wie aus Einzelteilen schließlich der Unterricht zustande kommt: Vivaldis „Winter“ für Klassenorchester arrangiert; die Probenarbeit der Studierenden mit Schülergruppen; Hinweise zur Binnendifferenzierung, die Vielfalt des Materials und der Umgangsweisen mit ihm ... Claudia Cerachowitz berichtet von einer Variation „Phänomen-orientierten Musikunterrichts“ zum Thema „Liederabend“. Dazu gehört auch der Bericht über eine Schülerumfrage (Rückmeldungen der Schüler zum „Kälte“-Projekt), der wichtige Auskünfte über Planung, Durchführung und Ablauf aus Sicht der Schüler wiedergibt und für alle Beteiligten interessante Informationen enthält.
Hartmut Flechsig geht der Frage nach, welche Wünsche und Funktionen Schulbücher heute erfüllen sollten. In seiner Argumentation stellt er Begriffe wie „zeigen – verstehen“, „gegenständliche Distanz – leibhaftige Gegenwart“ gegenüber. Sie mündet in sieben Thesen, welche diesen Diskrepanzen ausgleichend gerecht zu werden versuchen.
In seinem Beitrag „Hört das Auge auch ohne das Ohr?“ diskutiert Peter Schmitz Forschungen zur Wahrnehmung Jugendlicher. Er widmet sich insbesondere der Frage nach der Beteiligung und dem Einfluss des Sehens auf das Hören. Diese Einflüsse führen zu „mehrkanaligen“ Rezeptionsvorgängen im Gehirn. Zu den musikpädagogischen Antworten auf die erörterten Fragen gehören u. a. die Beschäftigung mit Klangin-stallationen. Ein Unterrichtsbeispiel hierfür beschließt den Beitrag.
Wolfgang Pfeiffers Beitrag nimmt die nun schon lange währende Diskussion über eine Lebenswelt-Didaktik auf. Er schildert die Genese dieses Konzepts, stellt dann aber neue Fragen aus der Sicht der Psychoanalyse, der Kulturpsychologie sowie der Kultursoziologie. Die pädagogischen Konsequenzen, die Pfeiffer aus dieser Konfrontation zieht, führen zu Einsichten einer „systemisch-konstruktivistischen“ Didaktik. Sie schließen mit vier Thesen, die „konstruktive Verarbeitungsmöglichkeiten des Einzelnen“ einfordern.
Von Peter Röbke veröffentlichen wir einen Nachtrag zum Thema des letzten Heftes: „Didaktik von der Musik aus“. Röbke erörtert zunächst, was es heißen könnte, didaktische Überlegungen von einer „bestimmten“ Musik aus anzustellen. Im zweiten Teil exemplifiziert er seine Überlegungen an der Klaviersonate in A-Dur KV 331 von W. A. Mozart.
Unter der Rubrik „Musikpädagogik in anderen Ländern“ erscheint der Beitrag von Alexandra Kertz-Welzel zur musikpädagogisch erörterten Musikethnologie. Sie vergleicht die europäische Diskussion über diese Fragen mit jenen in den USA. Im Zentrum ihrer Überlegungen steht der Zusammenhang zwischen Musik-ethnologie und Musikanthropologie.
Die Serie „Aus Geschichte lernen“ setzt Günter Kleinen mit der Entstehungsgeschichte des Konzepts und Lehrbuchs – das eigentlich kein Lehrbuch sein wollte, sondern ein „Musikbuch“ mit ‚Informationen‘, ‚Dokumenten‘ und ‚Aufgaben‘ – „Musik aktuell“ fort.
Christoph Richter
DMP 25: Reflexionen über Musikunterricht
Das Wort zum ersten Quartal
- Christoph Richter
Musikunterricht: Ein künstliches Unternehmen?
Reflexionen über Musikunterricht
- Franz Niermann
Aktiv gestalten – innovativ hören: Wie Gestalten das Hören prägt - Christoph Schönherr
Der aktive Umgang mit Musik als zentraler Ausgangspunkt für den Musikunterricht
Einige Schlaglichter auf Praxis und Ausbildung - Christian Lessau
Vivaldi – Winter – Improvisation - Claudia Cerachowitz
Rückmeldungen der Schüler zum „Kälte“-Projekt - Claudia Cerachowitz
„Liederabend“ – eine Variation Phänomen-orientierten Musikunterrichts - Hartmut Flechsig
Schulbücher: Wie sollten sie künftig aussehen? - Peter Schmitz
Hört das Auge auch ohne das Ohr?
Multisensuelle Musikerfahrungen Jugendlicher und ihre musikpädagogische Herausforderung - Wolfgang Pfeiffer
Musikalische Lebenswelt – Faszination und Herausforderung - Peter Röbke
Von Musik aus
oder: Bericht über die Schwierigkeiten, einer Aufforderung Christoph Richters nachzukommen
Musikpädagogik in anderen Ländern
- Alexandra Kertz-Welzel
How Musical Is Man?
Beziehungen zwischen Musikpädagogik und Musikethnologie
Serie: Aus Geschichte lernen
- Günter Kleinen
„Aus Geschichte lernen“ – hier das Unterrichtswerk „Musik aktuell“?
- Christoph Richter